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Spatzen-Aufzucht

Was tun, wenn man ein Spatzen-Küken findet?
Wie zieht man es auf?

Hier erzähle ich meine Geschichte und wie es bei mir funktioniert hat.

Mein Fazit

Zusammenfassend und als Fazit vorweg kann ich sagen, dass die Vogel-Aufzucht definitiv ein Fulltime-Job ist und enorm viel Zeit beansprucht. Jedoch war es für mich auch eine unglaublich erfahrungsvolle und tief bereichernde "Reise".

Wie alles begann

Alles begann damit, dass meiner Mutter am 19.06.2021 ein Spatzenküken sprichwörtlich vor die Füße fiel. Sie holte mich dazu und ... ich wollte irgendwie helfen ...

Wichtig ist zu unterscheiden, ob es sich um einen Jungvogel (Ästling) mit Gefieder oder ein Küken ohne Federn handelt. Ein Ästling wird von den Eltern versorgt, weshalb man sich im Hintergrund halten sollte.

Ein Küken (ohne Federn) hingegen hat ohne Hilfe keinerlei Überlebenschance und benötigt dringend Hilfe!

Sofortmaßnahmen

1. Wärmen

Da ein Küken mangels Federn die Körpertemperatur nicht selbst halten kann, ist "Wärmen" aus meiner Sicht die wichtigste Sofortmaßnahme.

Dazu das Küken in die Hand nehmen und zudem durch Anhauchen wärmen. In der Hand spürt man sehr gut, ob sich das Küken kalt oder warm anfühlt.

2. Schutz

Ein Küken ist z.B. für Katzen eine sehr leichte Beute, weshalb es definitiv in Sicherheit gebracht werden muss. Vor allem, wenn man selbst eine Katze hat.

3. Nest suchen

Wie soll es nun weiter gehen?

Nach Wärme und Schutz muss das Küken natürlich weiter versorgt werden. Hier entscheidet sich nun, wie es weiter gehen soll:

  1. Das ursprüngliche Nest finden und den Vogel zurück setzen. Wird angeblich von den Eltern wieder angenommen, der Menschen-Geruch stört Spatzen nicht.
  2. Ein anderes Nest finden und hoffen dass diese Eltern das Küken annehmen und mitversorgen.
  3. Jemanden finden, der das Küken aufzieht. Es gibt angeblich einige Menschen, die dies professionell machen. Evtl. über Tierarzt erfragen.
  4. Die Aufzucht selbst übernehmen.
In meinem Fall war das Nest nicht auffindbar und wenn dann vermutlich unerreichbar direkt im Hausdach. Für mich war schnell klar, dass ich die Aufzucht selbst übernehmen werde.

Aufzucht - Was wird benötigt:

  • Zeit ... viel Zeit ... sehr, sehr, SEHR viel Zeit (es ist quasi ein Fulltime-Job)
  • viel Liebe
  • Karton
  • Käfig
  • Heizkissen
  • Einstreu
  • sehr viele Papiertaschentücher
  • Spritze
  • Pinzette
  • Puderzucker
  • Buchweizensprossen
  • Haferflocken
  • Heimchen (über die Zeit einige Packungen)
  • Sonnenblumenkerne

Nahrung

Generell sind Spatzen vegetarier, jedoch brauchen sie während der Aufzucht und dem Wachstum Insekten.

Als Sofortmaßnahme ist es hilfreich, eine Zuckerlösung herzustellen. Dazu max. 10% Puderzucker in Wasser auflösen. Diese mit der Spritze tropfenweise seitlich in den Schnabel geben. Seitlich, damit die Flüssigkeit nicht in die Lunge gelangt.

Wichtig:
Der junge Vogel weiß instinktiv was er braucht und zeigt dies auch. Ebenso zeigt er, wenn es genug ist.

Gerade in den ersten Tagen muss ein Küken alle 30 Minuten gefüttert werden. Später verlängert sich der Zeitraum langsam etwas.

Bei einem Küken muss noch unterschieden werden:

Augen noch geschlossen:

Ernährung mit Zuckerlösung, Insektenbrei, eingeweichten Haferflocken und kleinen Insekten (kleine Fliegen, Heimchen small).

Augen geöffnet:

Ernährung mit kleinen oder mittleren Insekten (Fliegen, Heimchen medium), Buchweizensprossen (zerdrücken), eingeweichten Haferflocken, ein paar Tropfen Wasser.

Mit Federn:

Ernährung mit Buchweizensprossen ganz, Fliegen, Heimchen medium/subadult, eingeweichte und geteilte Sonnenblumenkerne, ein paar Tropfen Wasser.

Ästling:

Generell ernähren wie bei Punkt 3. Zunehmend will der Vogel selbst fressen und selbst Körner oder Heimchen picken.

Bei "meinem" Küken waren die Augen bereits auf. Bedingt durch Wochenende fütterte ich hauptsächlich Buchweizensprossen und Haferflocken.

Eigenes Nest und Unterschlupf

Als Nest dient eine Schachtel mit etwas trockenem Gras als Unterlage. Unter die Schachtel kommt ein Heizkissen, das auf kleiner Stufe die Schachtel angenehm temperiert.

Zudem anfangs noch ein Papiertaschentuch als Zelt und Unterschlupf. Später schnitt ich einen kleinen Karton entsprechend zu, so dass dieser als sicherer Unterschlupf dienen konnte.

Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ist für den jungen Vogel sehr wichtig. Oft hielt ich den Vogel auch einfach nur in der Hand um ihn zu wärmen.

Kot

Gleich vorweg ... Spatzen kacken oft ... sehr oft ... und überall hin ... wirklich.

Mit etwas Beobachtung lässt sich herausfinden, wann der Vogel mal muss.

Ich habe den Kot immer aus dem Nest entfernt, um es sauber zu halten. Eine Tücherbox ist hier sehr hilfreich.

Am Kot lässt sich auch erkennen, wie es dem Vogel geht. Im Idealfall ist der eigentliche Kot in einer leicht feuchten weißen Hülle "verpackt".

Sobald der Vogel das Nest verlassen hat, sollte man selbst Kleidung tragen die einiges abbekommen darf. Ich versuchte, den Vogel möglichst frei und wenig im Käfig zu halten. Allerdings muss immer geschaut werden, wo der Vogel gerade hin macht. Da er auch gerne sehr anhänglich ist, bekommt man zwangsläufig die ein oder andere "Ladung" ab.

Nacht

Die erste Nacht ist natürlich sehr kritisch.

Am Abend futtert der junge Vogel meist nochmal sehr viel, um gut durch die Nacht zu kommen.

Sobald es dunkel wird, schläft der Vogel. Dies war bei mir ca. von 21 Uhr bis 7 Uhr. Morgens wird man dann meist sehr aufgeweckt und mit viel Hunger begrüßt. Bei mir gab es dann zuerst ein paar Tropfen Wasser, dann Buchweizensprossen und danach Heimchen.

Tag

Am Morgen war eher gemütlich, Fressen und Kuscheln angesagt. Gegen Mittag wollte der Vogel dann die Gegend erkunden, fliegen, neues lernen ... und ein bisschen "Action" haben. Danach ist dann von der Aufregung wieder Kuscheln und Schlafen angesagt.

Sozialer Kontakt

Spatzen sind sehr gesellig und benötigen viel sozialen Kontakt. Mangels Eltern und Geschwister muss der Mensch zwangsläufig diesen Bedarf decken. Generell ist der junge Vogel wie ein Baby/Kind und benötigt viel Liebe und Zuneigung.

Anfangs kann man das Küken in der Hand halten. Später sucht der Vogel selbst die Nähe zu seinem Ersatz-Papa (seiner Ersatz-Mama). So ist oft Kuscheln angesagt. Gelegentlich will der junge Vogel auch spielen oder sich zur Sicherheit bei Papa/Mama verkriechen.

Auch wenn eine neue Erfahrung gemacht wurde, dann kommt der Vogel zu Papa/Mama und "berichtet" aufgeregt davon.

Die Aufgabe von Papa/Mama ist es auch, dem jungen Vogel die Welt zu zeigen und dabei natürlich für die nötige Sicherheit zu sorgen.

Lernen

Es gibt einige Dinge, die ein Vogelküken mit der Zeit lernen muss/will. Am leichtesten und direktesten lernt Kind natürlich von den Eltern. Hier sind Mensch naturgemäß ein paar Grenzen gesetzt. Aber man kann den jungen Vogel mit entsprechenden Übungen unterstützen.

Gelernt werden will u.a.:
  • Sich verstecken / selbst Schutz suchen
  • Flattern
  • Putzen
  • Festhalten und balancieren
  • Aufpicken
  • Fliegen
  • Selbst fressen
  • Alleine ausfliegen
  • Nahrung suchen

Freiheit

Spatzen sind wild und frei lebende Vögel. Dem entsprechend gewährte ich dem Vogel so viel Freiheit und Natur wie möglich und vertretbar. Wobei der Schutz sehr wichtig ist, gerade wenn man auch noch eine Katze hat.

Nachdem der Vogel das Nest verlassen hat, war er oft mit Käfig oder in Gesellschaft auf dem Balkon. Als das Fliegen gut klappte ließ ich ihn auch alleine auf dem Balkon. Immer mit der Möglichkeit, dass er sich selbst verstecken konnte und Nahrung vorhanden war.

Parasiten

Sobald der Vogel alleine ausfliegt kann es vorkommen, dass er sich z.B. eine Lausfliege einfängt. Diese "Fliegen" verstecken sich in den Federn, sind extrem anhänglich und können einem Vogel viel Lebenskraft kosten. Sie zu fangen ist allerdings gar nicht so einfach.

Abschied

Nach 1,5 intensiven Monaten und vielen eigenen Ausflügen flog "Mogli" am 31.07.2021 dann endgültig davon. Eine Woche später habe ich sie nochmal in einer Spatzengruppe gesehen, sie hat auf ihren Namen gehört.


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